Der Psychoanalytiker Ernst Federn feiert heute in Wien seinen 90. Geburtstag. Sein Lebensweg führte ihn von Wien über Dachau und Buchenwald sowie Brüssel in die USA - und 1972 wieder zurück nach Wien.

Anbei zwei Gratulationen.

Der Beitrag von Bernd Nitzschke ist erschienen in der heutigen Süddeutschen Zeitung, der Beitrag von Roland Kaufhold in der heutigen WOCHENZEITUNG, WoZ, Schweiz.

Auf der Internetseite des Psychosozial-Verlages, Gießen (www.Psychosozial-verlag.de) finden sich weitere Gratulationen sowie Informationen über Publikationen von und über Ernst Federn.

Eine weitere Laudatio auf Ernst Federn "Ein psychoanalytischer Pionier. Ernst Federn zum 90. Geburtstag" ist erschienen in der TRIBÜNE. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, Heft 170, Nr. 2/2004, S. 44-48.

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Aus Anlass des 90. Geburtstages von Ernst Federn finden in Wien im Herbst zwei Ehrenveranstaltungen statt:

18. und 19. September 2004, Wien:

Festveranstaltung zum 90. Geburtstag von Ernst Federn (Verantwortlich: Dr. Bernhard Kuschey)

Anmeldung/Information: e-mail: bernhard.kuschey@chello.at

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Samstag, 2. Oktober 2004, 10 - 17 Uhr, Wien:

Wiener Psychoanalytische Vereinigung:

Psychoanalyse und Sozialarbeit. Tagung zum 90. Geburtstag von Ernst Federn

Ort: Wiener Psychoanalytische Vereinigung, Gonzagagasse 11, 1010 Wien.

Anmeldung/Information über die Wiener Psychoanalytische Vereinigung, e-mail: : freud@wpv.at

Mit freundlichen Grüßen

Roland Kaufhold

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Dr. Roland Kaufhold
Internet: http://www.text-galerie.de/index_kaufhold.htm

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Süddeutsche Zeitung, Do., 26. August 2004, S. 14

Systeme des Terrors

Zum 90. Geburtstag des Psychoanalytikers Ernst Federn

Bernd Nitzschke

Ernst Federn nimmt in der Geschichte der Psychoanalyse eine Ausnahmeposition ein – obgleich er ursprünglich gar nichts mit Psychoanalyse zu tun haben wollte. Er wollte Jurist werden. Doch dann kam alles anders: Er beteiligte sich als Student am illegalen Kampf gegen das austrofaschistische Regime, wurde wegen "Hochverrat" ins Gefängnis gesperrt und las hier erstmals Freud. Nach der Entlassung nahm man ihm den Pass ab und er durfte nicht weiterstudieren. So wurde er "Sekretär" seines Vaters. Und der hatte etwas mit Psychoanalyse zu tun: Paul Federn war Freuds Stellvertreter in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. In einem Geheimbericht der italienischen Polizei aus dem Jahr 1935 wird er als der "Vater von einem Sozialisten und Schmuggler von subversiven Schriften" charakterisiert. Über seinen Sohn lag also schon ein Dossier vor, als die Nationalsozialisten 1938 in Wien einmarschierten. Sie brauchten nur noch zuzugreifen. Ernst Federn wurde verhaftet und nach Dachau transportiert.

Die Eltern konnten in die USA emigrieren, obgleich politische Gegner der Nazis damals nicht ohne weiteres ein Visum erhielten. In Roosevelts Außenministerium saßen Leute wie Breckinridge Long, früher Botschafter in Italien und immer noch ein Bewunderer Mussolinis, der stolz von sich sagte, er sei bei "Kommunisten und professionellen jüdischen Agitatoren" verhasst. Emigranten mussten einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie unter anderem angeben sollten, ob sie "von Rasse und Glauben" Juden und ihrer politischen Gesinnung nach "Sozialisten" seien. Ernst Federns Tante, die als Anarchosyndikalistin in Spanien gekämpft hatte, zog es deshalb vor, in Frankreich zu bleiben. Sie überlebte, versteckt in einem Kloster, den Holocaust. Ihre beiden Söhne kämpften in der Résistance. Einer fiel im Partisanenkampf bei Charavine.

Ernst Federn leistete auf seine Art Widerstand in Dachau und später in Buchenwald: Er weigerte sich, den Status des rassisch Verfolgten innerlich zu akzeptieren. Er definierte sich selbst – als politischer Gefangener der Nazis. Im Rückblick sagte er darüber später: "Natürlich steht der politisch engagierte Mensch dem Gefängnis oder dem Lager ganz anders gegenüber als ein Opfer, das sich nicht selbst als Gegner definiert, sondern von seinen Verfolgern so definiert wird." Die Weigerung, den zugeschriebenen Opferstatus zu akzeptieren, gab Federn die Kraft zum Überleben. Und die brauchte er als Trotzkist doppelt, da er sich nicht nur vor der SS, sondern auch vor den stalinistischen Kapos in Acht nehmen musste, die die Namen politischer Kontrahenten auf die Transportlisten für Auschwitz setzen konnten. Federn hatte "Glück": Er hatte sich, bislang zuständig für die Sauberkeit im Block, als "Maurer" ausbilden lassen und wurde so für kriegswichtige Arbeiten herangezogen. "Als Läusewart wäre ich nach Auschwitz gekommen, aber als Mauerer bin ich in Buchenwald geblieben."

Nach siebenjähriger Haft wird Federn von den Amerikanern befreit. Sein Widerstandsgeist ist ungebrochen. Am 20. April 1945 – dem "Geburtstag des Führers" – gibt er gemeinsam mit anderen Häftlingen eine "Erklärung der internationalistischen Kommunisten Buchenwalds" heraus. Sie wenden sich gegen den Stalinismus in der Sowjetunion und treten für "ein Räte-Deutschland in einem Räte-Europa" ein. Alles sieht nach einem Neuanfang aus. Federn heiratet seine Verlobte, die ihn während der Gefangenschaft mit Paketsendungen aus Wien unterstützten konnte. Dieses "Glück" verdankte sie den nationalsozialistischen Rassegesetzen, nach deren Definition Hilde Paar eine "Person gemischten Blutes" war. So durfte sie die Beziehung zu Federn aufrechterhalten. Wäre Hilde Paar "Arierin" gewesen, hätte man sie wegen "Rassenschande" eingesperrt; wäre sie "Volljüdin" gewesen, hätte man sie deportiert. Nach der Emigration in den USA wendet sich das Blatt erneut. Jetzt herrscht der Geist McCarthys. Jede linke politische Gesinnung wird verfolgt. Persönliche Schicksalsschläge kommen hinzu. 1949 stirbt die Mutter. Ein halbes Jahr später erschießt sich der an Blasenkrebs erkrankte Vater. Die Presse berichtet im Sensationsstil über den Tod von "Freuds Stellvertreter".

Ernst Federn gibt nicht auf. Er beginnt eine Ausbildung als "social worker". Schon 1948 veröffentlicht er einen Bericht über seine in Dachau und Buchenwald gemachten Erfahrungen: "The Terror as a System". So wird er (neben Bruno Bettelheim, der mit ihm in Buchenwald einsaß, doch, anders als Federn, bereits 1939 anlässlich des 50. Geburtstags des "Führers" freikam) zum Pionier der psychoanalytischen Erforschung des institutionalisierten Terrors. Dessen Ziel besteht darin, den Gefangenen zum Mörder seiner selbst zu machen. Es ist erreicht, wenn sich der Gedemütigte aus Scham verkrochen hat. Dann ist er nicht mehr "da". Dabei spielen die "sadistischen" Gelüste einzelner Wärter nur eine untergeordnete Rolle; sie können, falls nötig, als bedauerliche Entgleisungen abgetan werden. Darauf kommt es nicht an. Es kommt darauf an, das Selbstwertgefühl des Gefangenen systematisch zu zerstören. Doch bisweilen versteht die so erzeugte mörderische Wut das Ziel allzu buchstäblich. Dann richtet sie sich – wie im Fall der Selbstmordattentäter aus Scham, die ihren Stolz wieder gewinnen wollen – nicht mehr nur gegen das Selbst, sondern auch gegen die Außenwelt.

Ernst Federn ist aber nicht nur als Pionier der psychoanalytischen Erforschung des Terrors bekannt geworden; er hat sich auch als Historiker der Psychoanalyse einen Namen gemacht. In den 1960er Jahren gibt er – gemeinsam mit Hermann Nunberg – die Protokolle der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung heraus. 1972 holt ihn Bruno Kreisky, der damalige österreichische Bundeskanzler, nach Wien zurück. Nun arbeitet Federn im Auftrag des Justizministeriums nach psychoanalytischen und sozialtherapeutischen Grundsätzen mit Strafgefangenen. Woher er die Kraft nimmt, sich in dieser Weise noch einmal mit seinem eigenen Schicksal (als Gefangener) zu konfrontieren, erschließt sich aus den Gesprächen, die Bernhard Kuschey mit ihm und seiner Frau geführt hat. Heute, am 26. August 2004 wird Ernst Federn neunzig, auf den Tag genau zwei Monate später feiert seine Frau ihren 94. Geburtstag. Das schönste Geburtstagsgeschenk für die beiden liegt in der um zeitgenössische Dokumente bereicherten Ausgabe dieser Gespräche bereits vor.

                                                                                                            BERND NITZSCHKE

Bernhard Kuschey: Die Ausnahme des Überlebens: Ernst und Hilde Federn. Eine biographische Studie und eine Analyse der Binnenstrukturen des Konzentrationslagers. 2 Bände. Psychosozial Verlag Gießen 2003. 1082 Seiten. 49,90 €.

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WOCHENZEITUNG, WoZ, Schweiz, Do., 26. August 2004

Marxismus und Psychoanalyse

Psychologie des Terrors:
Zum 90. Geburtstag von Ernst Federn, einem Pionier der kollektiv orientierten Psychoanalyse

Roland Kaufhold

Ernst Federn, Pionier einer kollektiv orientierten Psychoanalyse, feiert seinen 90. Geburtstag. Die Grundlagen für sein bedeutendes, aber wenig beachtetes Werk schuf er im Konzentrationslager.

Sein Leben trägt die Signatur des 20. Jahrhunderts: Es führte von Wien über Dachau und Buchenwald nach Brüssel, dann in die USA und schliesslich wieder nach Wien. Ernst Federn, der diesen Donnerstag in Wien seinen 90. Geburtstag feiert, gilt als einer der führenden Historiker der Psychoanalyse sowie als Pionier der psychoanalytischen Pädagogik und einer Psychologie des Terrors. Federn versuchte, seine traumatischen Erfahrungen im Konzentrationslager auf psychoanalytischer Basis zu analysieren und zu verstehen.

Ernst Federn, der am 26. August 1914 in Wien geboren wurde, lernte die Psychoanalyse quasi am Mittagstisch kennen: Sein Grossvater war einer der bekanntesten Ärzte Wiens, sein Vater Paul Federn, Arzt und Psychoanalytiker der ersten Stunde, war von 1924 bis 1938 als enger Mitarbeiter Sigmund Freuds an der Entwicklung der jungen Wissenschaft Psychoanalyse beteiligt und setzte sich massgeblich für deren soziale und pädagogische Öffnung ein. Wie andere Interessierte, die sich um Freud geschart hatten, verstand er die Psychoanalyse nicht primär als eine Behandlungsmethode, sondern als eine kollektive Bewegung. Insbesondere junge, vom Reformgeist gespeiste linke AnalytikerInnen verkehrten regelmässig im Hause der Federns, das der ungarische Psychoanalytiker Ivan Hollos einmal treffend als «Pension zur aufgelassenen Ich-Grenze» bezeichnet hat.

Dabei hatte sich der junge Ernst Federn die Psychoanalyse nicht als Beruf vorgenommen. Er studierte in Wien Jura und Sozialwissenschaften mit dem Wunsch, sozialistischer Politiker zu werden. Schon bald engagierte er sich bei den ab 1934 verbotenen «Revolutionären Sozialisten», was mehrfache Inhaftierungen durch die politische Polizei und seinen Ausschluss von der Universität zur Folge hatte. Aus dieser Not heraus arbeitete er als Sekretär seines Vaters und beteiligte sich an der Bearbeitung des von diesem ab 1926 herausgegebenen «Psychoanalytischen Volksbuchs». Dieses Werk stellt einen ersten, interdisziplinären Versuch dar, psychoanalytische Erkenntnisse auch breiteren Bevölkerungskreisen zur Verfügung zu stellen.

Unmittelbar nach ihrer Machtübernahme 1934 verschleppten die österreichischen Nationalsozialisten Ernst Federn wegen seines antifaschistischen Kampfes sowie des ihm zugeschriebenen Judentums nach Dachau, dann nach Buchenwald. Dort freundete er sich mit dem 1990 verstorbenen Kinderpsychologen Bruno Bettelheim an. Sie versuchten zu überleben, indem sie die terroristische Realität zu begreifen versuchten. In nächtlichen Gesprächen entwarfen sie die Grundlagen einer Psychologie des Terrors. Bettelheim, mit dem Federn eine lebenslange Freundschaft verband, hatte mehr Glück als Federn: Nach elf Monaten wurde er mit der Auflage freigelassen, unverzüglich zu emigrieren. Bettelheim ging nach New York, wohin auch Federns Eltern geflohen waren, und wurde - neben Ernst Federn, Rudolf Ekstein, Anna Freud und Fritz Redl, um nur die bekanntesten WienerInnen zu nennen - ein Pionier der Milieutherapie. Er arbeitete mit psychisch kranken Kindern, deren Leiden er auf psychodynamischer Basis zu verstehen versuchte und denen er ein ideales Lebensumfeld anbieten wollte.

Federn hingegen wurde sieben Jahre lang in Buchenwald festgehalten - und resignierte doch nicht. Seine psychoanalytisch gewonnenen Erkenntnisse zeigten ihm, dass er sich dem Terror zwar weitgehend anpassen, aber innerlich Reste von Autonomie erhalten musste. Er wurde auch von Vertretern der so genannten Häftlingsselbstverwaltung drangsaliert. Die Stalinisten duldeten abweichende Standpunkte, wie sie Federn vertrat, nicht. «Als Begründer der österreichischen Sektion der Vierten Internationale wurde ich im Lager von den Stalinisten isoliert», schreibt Federn Jahrzehnte später über diese Zeit. «Mit einem Trotzkisten zu reden, war verboten. Es gab allerdings einen berühmten kommunistischen Gefangenen, der im Lager unerhörte Dinge durchgestanden hatte. Mit dem habe ich sehr viel über Psychoanalyse gesprochen. Er liess es sich nicht verbieten, mit mir zu sprechen. Da er grossen Einfluss auf die anderen hatte, bekam ich den Ruf des Psychoanalytikers im Lager. Man konnte nun doch mit mir sprechen, die Leute konnten mit mir über sich und ihre Probleme reden.» Sein Optimismus war für viele Mitgefangene eine grosse Ermutigung: «Du warst verrückt im Lager, mit deinem Optimismus! Aber es war gut, dir zuzuhören», berichtete ihm ein Freund später.

Im April 1945 wurde Federn durch US-amerikanische Truppen befreit. Eine Rückkehr nach Österreich, das von den Russen besetzt war, erschien dem Trotzkisten als zu gefährlich - eine realistische Einschätzung: Sein Freund Karl Fischer beispielsweise wurde vom sowjetischen Geheimdienst entführt und nach Sibirien verschleppt. Federn war innerlich ungebrochen geblieben. Noch im Lager, am 20. April 1945, veröffentlichte er mit drei anderen Häftlingen die «Erklärung der internationalistischen Kommunisten Buchenwalds», in der sie sich gegen den Stalinismus wandten und für eine österreichische Räterepublik eintraten. Federn ging nach Brüssel, wo er sein politisches Engagement fortsetzte. Er arbeitete unter anderem mit dem marxistischen Ökonomen Ernest Mandel zusammen. Zugleich gelang es ihm endlich, wieder in Kontakt mit seiner Verlobten Hilde Paar zu kommen, die in Wien sieben Jahre lang auf ihn gewartet und ihn durch regelmässige, lebensrettende Geldsendungen unterstützt hatte.

Federn hatte grosse Pläne: Er plante ein Buch zum Verhältnis von Psychoanalyse und Marxismus. Vor allem jedoch arbeitete er, auf der Grundlage der freudschen Erkenntnisse über das menschliche Seelenleben, an einer «Psychologie des Terrors». Bereits 1946 veröffentlichte er seine wohl bedeutsamste Studie, den «Versuch einer Psychologie des Terrors», in der er seine fürchterlichen Erfahrungen verarbeitete. Er zeigte auf, wie im Konzentrationslager der individuelle menschliche Sadismus durch ein perfides System gezielt zum Zweck der grausamen, kollektiven Zerstörung instrumentalisiert worden war. Die Etablierung eines kriminellen Über-Ichs förderte die sadistischen Triebe der Einzelnen: «Mit der SS-Uniform wurde der Verbrecher zum Ehrenmann, wurden seine Schandtaten zum Dienst am Volk. Ausserdem wurden alle Opfer des SS-Terrors als verworfene Banditen bezeichnet und so die Massnahmen gegen sie gerechtfertigt.» Federn beschönigt in der Studie nichts, klagt nicht an, sondern analysiert die erlebte Vergangenheit frei von moralisierendem Unterton.

Die Zeitumstände waren nicht günstig für solche Analysen. Federn, der noch vor Hannah Arendt die «Banalität des Bösen» beschrieben hatte, vermochte seine Studie nur in einer kleinen belgischen Zeitschrift zu veröffentlichen. Anfang 1948 emigrierte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Hilde nach New York. In der antikommunistischen McCarthy-Ära bestand keinerlei Interesse an seinen Terrorstudien. Sie gingen vergessen. Erst 1999 erschienen sie unter dem Titel «Versuche zur Psychologie des Terrors».

Die Freude des Wiedersehens mit den Eltern in New York währte nicht lange: Federns Mutter verstarb 1949, sein Vater 1950. Er vermachte seinem Sohn, der sich zum psychoanalytischen Sozialtherapeuten ausbilden liess, jedoch ein wichtiges Erbe: die umfangreichen Protokolle von Freuds «Psychoanalytischer Mittwoch-Gesellschaft». Gemeinsam mit dem ebenfalls aus Wien in die USA emigrierten Psychoanalytiker Hermann Nunberg edierte er diese Protokolle in den sechziger und siebziger Jahren. Sie wurden zu einem Grundlagenwerk für die Geschichte der Psychoanalyse.

Der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky, der mit Federn seit dessen Engagement in den dreissiger Jahren im Wiener Untergrund befreundet war, holte ihn 1972 aus den USA nach Wien zurück. Seitdem arbeitet Federn als Psychotherapeut und Supervisor an einer Reform des österreichischen Strafvollzugs. Waren noch Anfang der siebziger Jahre persönliche Gespräche zwischen Gefangenen und dem Gefängnispersonal untersagt, so bilden nun therapeutisch orientierte Gespräche mit den Häftlingen einen selbstverständlichen Teil der Resozialisierungsbemühungen. Die Verarbeitung seiner eigenen Terrorerfahrungen war Federn eine Hilfe, sich in die Motive gewaltsamen Verhaltens einzufühlen.

                                                                                                            ROLAND KAUFHOLD