Vorwort zur Neuausgabe

Karl Fallend Bernd Nitzschke

Als 1997 die Erstausgabe des vorliegenden Buches erschien, jährte sich Wilhelm Reichs Geburtstag zum hundertsten Mal. Die Resonanz, die das Buch in Zeitungen und Zeitschriften sowie durch Rundfunksendungen fand, war insofern nicht erstaunlich: Man erinnerte sich an Reich – und besprach das Buch. Die Kommentare setzten sich jedoch über den Tag hinaus fort. Im Zentrum der Diskussion standen dabei zunächst der politische Anlaß und die juristische Form des 1933 geheim beschlossenen Ausschlusses Wilhelm Reichs aus der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) und die 1934 öffentlich erfolgte Bestätigung dieses Ausschlusses durch den Vorstand der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV; engl. IPA). Die näheren Umstände dieser Aktion ließen nach Reichs psychoanalytischen und politischen Positionen zum damaligen Zeitpunkt sowie nach den tieferliegenden Gründen des Zerwürfnisses zwischen Freud und Reich, aber auch nach dem Verhalten der Psychoanalytiker/innen während und nach der Zeit des Nationalsozialismus fragen (vgl. Klotter 1998; Dahmer 1998; Fallend/Nitzschke 1998 a, 1998 b; Fallend 1999; Nitzschke 1999 a, 1999 b, 2000 a, 2000 b; Freudl 2001; Lothane 2001 a, 2001 b; Goggin/Goggin 2001 a, 2001 b). Ergänzt wurde dieses Bemühen um Rekonstruktion durch neue Beiträge über wichtige Schüler Reichs, die in der psychoanalytischen Geschichtsschreibung bislang kaum Beachtung gefunden hatten – wie Karl von Motesiczky, der in Auschwitz umkam (Rothländer 1998, 2000), oder Sigurd Hoel, der den norwegischen Kulturradikalismus mitprägte (Schmeling 1997) und die Hefte 13–15 der Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie herausgegeben hat (die Hefte 1–12 hatte Reich unter dem Pseudonym Ernst Parell herausgegeben).

In diesem Zusammenhang wäre auch noch einmal an Wilhelm Reichs Massenpsychologie des Faschismus (1933 a) zu erinnern. In dieser sozialpolitisch-psychoanalytischen Arbeit hatte Reich die Genese der Bereitschaft zu klären versucht, mit der sich autoritär gebundene Charaktere (vgl. Reichs Charakteranalyse, 1933 b) in hierarchische Strukturen einfügen, um ihr selbstdestruktives Potential – gedeckt durch Führerbefehl und Ideologien mit scheinreligiösem Inhalt – in Fremddestruktion umwandeln zu können. Mit dieser im Jahr der >Machtergreifung< publizierten Arbeit hatte Reich sowohl dem a-psychologischen Parteikommunismus als auch der a-politischen Vereinspsychoanalyse widersprochen. Er wurde denn auch noch im selben Jahr aus der KPD und der DPG ausgeschlossen. Beim 13. Internationalen Psychoanalytischen Kongreß in Luzern 1934 durfte sein Buch dann nicht mehr ausgelegt werden. Aufgeklärtere Zeitgenossen lobten Reichs Ansatz hingegen – so Karl Landauer, der in der Zeitschrift für Sozialforschung schrieb: »Im Gegensatz zur Mehrzahl der Psychologen [...] gibt sich [Reich] mit Schlagworten wie Vernebelung der Masse und Massenpsychose nicht zufrieden, sondern fragt, was in jedem einzelnen Menschen der Tendenz der Führer entgegenkommt, so daß sie sich vernebeln lassen« (1934, S. 106). Auch Max Horkheimer erkannte in Reichs Massenpsychologie eine »theoretisch wichtige Fortführung« des Freudschen Ansatzes und meinte – trotz einiger Einwände: »Wir stimmen in vielen Punkten mit seiner psychologischen Deutung einzelner Züge des bürgerlichen Charakters überein« (1936, S. 224, Anm. 3). Erich Fromm hatte schließlich schon Reichs früheres Buch Der Einbruch der Sexualmoral (1932) als »wichtige und anregende Bereicherung der noch in den Anfängen stehenden analytisch-marxistischen sozialpsychologischen Literatur« gelobt (1933, S. 122). Reich gehört damit zu jenen Autoren, die für die Studien zur autoritären Persönlichkeit wie für Fromms Escape from Freedom (1941) Anregungen gaben.

Auf der anderen Seite stand die Zurückweisung des sozialpolitisch-psychoanalytischen Ansatzes Reichs durch Freud und offizielle Vertreter der Psychoanalyse, die Reichs Bemühen um Aufklärung psychischer Mechanismen, die politische Unterdrückungsverhältnisse stabilisieren, als Mißbrauch der Psychoanalyse (im Dienste des ›Bolschewismus‹) interpretierten. Dazu heißt es noch heute, scheinbar sachlich: »Ich halte nur fest, daß die IPV-Mehrheit genau wie Freud den Autor der Massenpsychologie des Faschismus (anders als den der Charakteranalyse) nicht mehr als ihresgleichen anerkannte[...]« (Schröter 1998, S. 190). Ergänzt wird diese Feststellung durch den Versuch, Ernest Jones, der zu Reichs erklärten Gegnern gehörte, soweit wie möglich reinzuwaschen. So heißt es: Jones habe »nicht einfach gelogen«, als er in seiner Freud-Biographie (1962, III, S. 229; vgl. Katalog 1993) schrieb, Reich sei 1934 aus der IPV ausgetreten. Vielmehr sei Jones »ein Diplomat par excellence« gewesen, der ein Stilmittel angewandt habe, »[...] wie es einem Diplomaten zukommt«. So habe er »die Unwahrheit nicht als Lüge, sondern in der Form einer Halb- oder Viertelswahrheit« gesagt, »deren Komplement er verschweigt« (Schröter 1998, S. 188). Diese Art des Lügens war Anna Freud fremd, als sie am 6. Dezember 1934 an Lou Andreas-Salomé undiplomatisch offen schrieb: »Der Kongreß [in Luzern 1934 – K. F./B. N.] hat fast den ganzen Sommer für sich genommen, denn ich war ja Sekretärin der I.P.V. und es war fast nicht zu bewältigen [...] Reich mußten wir ausschließen, es ist nicht mehr mit ihm gegangen« (Andreas-Salomé/Freud 2001, S. 645).

Damit ist der Punkt angesprochen, an den der >Fall< Reich stets erinnern wird – an das >Schicksal< der Psychoanalyse unter Hitler (und zur Psychotherapie im NS-Staat: Cocks 1985, 2001). Die Funktionäre der Psychoanalyse mußten sich von Reich trennen, der auf den NS-Verhaftungslisten einen prominenten Platz einnahm (vgl. das Dokument des Geheimen Staatspolizeiamts Berlin vom 5. Mai 1933 – abgedruckt bei Rothländer 1998, S. 34), wenn sie mit den NS-Machthabern im Gespräch bleiben und die psychoanalytischen Institutionen im NS-Staat >retten< wollten. Vor derlei >Rettungs<-Phantasien hatte Reich frühzeitig gewarnt. Seine Warnungen wurden jedoch ignoriert – und sie werden noch heute nach allen Regeln der diplomatischen Kunst interpretiert, nämlich so: »Man mag einwenden, daß Reich schon früh die Unvereinbarkeit von Psychoanalyse und Nationalsozialismus behauptete und jedes Entgegenkommen für eine >sinnlose Selbstopferung< hielt (Reich 1935, S. 61). Aber was hier wie realistische Scharfsicht anmutet, kann auch Zufall sein« (Schröter 1998, S. 182, Anm. 8). Zufall oder nicht, in der psychoanalytischen Vereinsgeschichtsschreibung wurde Reichs Ausschluß gern (z.B. von Eickhoff 1995) übersehen, >diplomatisch< in einen Austritt umgefälscht (etwa von Friedrich 1990, S. 164) oder der Sachverhalt wurde so verwischt dargestellt (wie von Lockot 1994, S. 39), daß nicht mehr zu erkennen war, ob – und wenn ja, von wem – Reich ausgeschlossen worden ist.

»Jemand hat einmal gesagt, alle Geschichte sei historisch kostümierte Zeitgeschichte« (Hobsbawn 2001, S. 288). Das mag überspitzt klingen, aber es trifft zu: Wer Geschichte schreibt – stellt Geschichte her. Dabei setzt »alle historische Forschung [...] stillschweigend voraus, daß eine Auswahl, eine winzige Auswahl aus der Unendlichkeit menschlicher Aktivitäten in der Vergangenheit und den Faktoren, die sich auf diese Aktivitäten ausgewirkt haben, getroffen wird. Doch es gibt kein allgemeinverbindliches Kriterium, wie diese Auswahl erfolgen soll [...]« (ebd., S. 85). Aber es gibt Interessen. Und die bestimmen die Auswahl der Ereignisse, an die erinnert wird, wie den Kontext, in dem die Ereignisse erinnert werden sollen. Geschichte ist deshalb Gegenwart – auch wenn sie von Vergangenheit handelt. Geschichtsschreibung ist ein Geschichte-Machen, das in der Gegenwart stattfindet – und nicht selten »zur Verherrlichung und vielleicht auch für die praktischen Zwecke der Herrschenden« (ebd., S. 256) genutzt wird. Wer Geschichte schreibt – konstruiert Deutungsmuster: Das ist der >Sinn< von Geschichte. So gefaßt, macht dann auch noch der Mißbrauch der Geschichte >Sinn<.

Als Beispiel sei die folgende Aussage über die Situation der Psychoanalytiker/innen in den »zwölf Jahren des Dritten Reichs« angeführt: »Die Psychoanalytiker waren keine kleine, elitäre, verschworene Sekte mehr. Man orientierte sich nicht mehr allein am Gründer und Familienvater (Freud – K. F./B. N). Man fürchtete sich auch nicht mehr vor der Mißbilligung der anderen Väter. Dafür war ein gewisser Pioniergeist übriggeblieben, der Geist der Aufklärung [...]« (Dührssen 1994, S. 182f.). Von diesem >Geist< war auch Müller-Braunschweig beseelt, als er sich als Zweiter Vorsitzender und Kassenwart der DPG darum bemühte, bei emigrierten jüdischen Kollegen alte >Schulden< (= frühere DPG-Stipendien) einzutreiben. Nachdem er die >Modernisierungsperspektive< der Psychoanalyse unter Hitler 1933 im Reichswart beschrieben hatte, setzte er seine Aufklärungskampagne 1935 unter dem Titel Nationalsozialistische Idee und Psychoanalyse mit der Bemerkung fort, die Psychoanalyse sei einer »rücksichtslosen Wahrheitsforschung« verpflichtet und könne deshalb »einer Weltanschauung nicht widersprechen, deren Natur es ist, kämpferisch zu sein« (zit. n. Lockot 1994, S. 38, Anm. 19). Gemeint war die NS-Ideologie. Gelobt wurde das »nationalsozialistische Regime«, dessen Existenz »in ganz anderem Umfang die Voraussetzungen dafür geschaffen« habe, der DPG »ein wirklich deutsches Gesicht geben zu können« (Müller-Braunschweig 1935, S. 167). Dieses »deutsche Gesicht« portraitierte Anne Buchholtz wenig später so: »Die Berliner Gruppe hat sich unter Leitung von Böhm und Müller B.[raunschweig] gleichgeschaltet und identifiziert sich somit mit dem Nationalsozialismus [...]« (1936, S. 111).

Das bezog sich auf die Situation nach der Verhaftung Edith Jacobsohns durch die Gestapo und die kosmetische Korrektur, durch die das >Gesicht< der DPG nun noch ein wenig >deutscher< gemacht werden sollte: Die noch in der DPG verbliebenen Juden wurden aufgefordert, sich >freiwillig< aus der DPG zu entfernen. Erich Fromm, der zu dieser Zeit schon in den USA lebte, aber noch DPG-Mitglied war, erfuhr gerüchteweise davon, daß man ihn aus der DPG ausgeschlossen habe. Er beschwerte sich beim IPV-Präsidenten, der ihm daraufhin >diplomatisch< mitteilte, der Austritt der Juden aus der DPG sei kein Ausschluß gewesen, vielmehr sei er notwendig geworden, um die DPG zu >retten<. Als Ausgleich bot Jones Fromm die freie Mitgliedschaft in der IPV an – die Fromm später unter ähnlichen Umständen wieder verlor wie einige Jahre zuvor die DPG-Mitgliedschaft: Als er Anfang der 1950er Jahre seinen Namen nicht mehr auf der IPV-Mitgliederliste fand, fragte er nach, was das zu bedeuten habe. Daraufhin erhielt er die >diplomatische< Antwort, die IPV-Statuten hätten sich geändert. Er könne sich jedoch erneut bewerben. Ob er das aber wolle, wo sich seine Ansichten doch schon so weit von den Positionen Freuds entfernt hätten ...? Fromm verstand den Hinweis und verzichtete >freiwillig< auf eine Neubewerbung (Funk 2000, S. 194f.).

Nach dem Verzicht der Juden auf die DPG-Mitgliedschaft Ende 1935 stand dem für den Sommer 1936 geplanten Eintritt der DPG in das Deutsche Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie (das sogenannte Göring-Institut) nur noch ein kleines Hindernis im Weg: Die DPG-Funktionäre glaubten, die DPG müsse ihren Status als Zweigvereinigung der IPV erst einmal aufgeben, um dem Göring-Institut beitreten zu können. Also kündigten sie die IPV-Mitgliedschaft der DPG. Das war jedoch ein Fehler. Die Nazis brauchten die DPG zum damaligen Zeitpunkt als IPV-Zweigvereinigung, um propagandistisch auf der wissenschaftlichen Weltbühne auftreten zu können. In einem an Mathias Heinrich Göring gerichteten Brief schreibt dazu Staupendahl (der Bevollmächtigte des Dezernenten für Hochschulangelegenheiten Franz Wirz, der dem Stab beim >Stellvertreter des Führers< angehörte), er habe dem »Pg. Blome« bereits mitgeteilt: »Die deutsche Gruppe muß unter allen Umständen bei der Internationalen Psychoanalytischen Gesellschaft (richtig: Vereinigung – K. F./B. N.) bleiben, weil sie sich in Opposition zu der Freud’schen Lehre begeben hat. Sie hätte sonst nirgends Gelegenheit, vor einem internationalen Forum die Freud’sche Lehre abzutun und damit dem jüdischen Geiste der Psychoanalyse gegenüberzutreten. Wir dürfen den Kampfmöglichkeiten nicht aus dem Wege gehen, sondern müssen im Gegenteil jede Gelegenheit ergreifen, den Gegner zu stellen« (Brief vom 29. Juli 1936 – zit. n. Zapp 1980, S. 66). Und so nahm die DPG die bereits ausgesprochene Kündigung wieder zurück und blieb mit Zustimmung des IPV-Vorstands als nunmehr >judenreine< und auf Hitlers Mein Kampf eingeschworene Truppe Zweigvereinigung der IPV.

Ende 1938 löste sich die DPG auf Anweisung der Nazis, deren politische Interessenlage sich geändert hatte, dann aber selbst auf (es ist umstritten, ob sie aufgrund dieser Zwangsauflösung ihren Status als IPV-Zweigvereinigung eingebüßt hat). Die Psychoanalytiker waren als Arbeitsgruppe A weiter am Göring-Institut tätig – und wurden auch noch in dieser Kostümierung von überzeugten Anhängern des NS-Systems als >jüdische Gefahr< wahrgenommen. Am 3. April 1944 schrieb der Psychiater de Crinis an den Bevollmächtigten für das Sanitäts- und Gesundheitswesen Professor Dr. Rostock: »Leider hat das Reichsinstitut für psychologische Forschung und Psychotherapie die jüdische Richtung der Freud’schen Psychoanalyse nicht aufgegeben, und die deutsche Psychiatrie wird in der nächsten Zeit wohl auch genötigt sein gegen diese Entartungserscheinungen, die ein nationales Mäntelchen tragen, vorzugehen« (zit. n. Zapp 1980, S. 235). Dazu kam es nicht mehr. Nach zwölf Jahren war auch das >Tausendjährige Reich< zerschlagen. Und damit standen die Psychoanalytiker vor einem neuen Problem: Wie sollten sie jetzt das >deutsche< Gesicht der DPG erklären? Wem wollten sie jetzt die Verantwortung für die >Modernisierung< der Psychoanalyse unter Hitler zuschreiben?

Der noch immer amtierende IPV-Vorsitzende Ernest Jones fand auch für dieses schwierige Problem eine einfache Lösung: Beim 16. Internationalen Psychoanalytischen Kongreß in Zürich 1949 ließ er Carl Müller-Braunschweig, der inzwischen Erster Vorsitzender der zu neuem Leben erwachten DPG geworden war, einen (vorher nicht angemeldeten) Vortrag halten, in dem Schultz-Hencke scharf angegriffen wurde. Zuvor hatte Harald Schultz-Hencke einen (allerdings angemeldeten) Vortrag gehalten (s. dessen Wiederabdruck bei Lockot 1994, S. 343–346), in dem er Positionen wiederholte, die er ähnlich schon vor 1933 (und dann auch während der Zeit des >Dritten Reichs<) vertreten hatte, wofür er schon vor 1933 kritisiert worden war. Doch anders als Müller-Braunschweig hatte Schultz-Hencke während der NS-Zeit keine Propagandaschriften zugunsten des Regimes verfaßt. Nachdem nun aber Müller-Braunschweig in Zürich seinen Vortrag gehalten hatte, für den er von Jones ausdrücklich als einer der wenigen Psychoanalytiker gelobt worden war, die während der NS-Zeit treu zu Freud gestanden hätten, konnte man für das >deutsche Gesicht< der DPG einen neuen Namen suchen. Und man fand ihn: Schultz-Hencke, dessen »antinationalsozialistische Haltung« (Lockot 1985, S. 131) unter den Kollegen des Göring-Instituts bekannt war, galt nun als der Psychoanalytiker, der am stärksten mit dem NS-System kooperiert und am meisten davon profitiert hatte.

Barbara Lantos, die als Linksfreudianerin dem Kreis der Empfänger/innen der Fenichel-Rundbriefe angehört hatte und durch die darin vermittelten Hintergrundkenntnisse wußte, wer von den in Zürich 1949 anwesenden Herren das >Schicksal< der DPG unter Hitler entscheidend gelenkt hatte, widersprach der Gleichsetzung von >Hitlerismus< mit Schultz-Henckes Positionen. Sie verwies auf England, wo auch verschiedene psychoanalytische Auffassungen unter einem gemeinsamen Dach vertreten seien, und plädierte für die sofortige Wiederaufnahme der DPG (unter Einschluß Schultz-Henckes) in die IPV. Jones, der kein Interesse daran haben konnte, daß allzu viel über die Organisation des >Modernisierungsprozesses< bekannt werden würde, dem die Psychoanalyse während der NS-Zeit unterzogen worden war, widersprach Barbara Lantos. In der anschließenden Abstimmung setzte er sich mit seinem Vorschlag durch: Die DPG wurde vorläufig als IPV-Zweigvereinigung anerkannt. Zwei Jahre später, beim Kongreß von Amsterdam 1951, wurde die DPG (mit Schultz-Hencke) ausgeschlossen (die juristischen Modalitäten dieses Verfahrens sind umstritten). Und die im Auftrag des IPV-Vorstands von Müller-Braunschweig (nach anfänglichem Sträuben dann doch) gegründete Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV) wurde als IPV-Zweigvereinigung anerkannt. Erster Vorsitzender dieser feinen neuen Gesellschaft war ein guter alter Bekannter: Carl Müller-Braunschweig.

Damit waren drei Fliegen auf einen Streich geschlagen: Der Ausschluß der DPG (mit Schultz-Hencke) ließ sich nun als Distanzierung der IPV/DPV von den mit dem NS-Staat kollaborierenden >deutschen< Psychoanalytikern interpretieren; Müller-Braunschweig konnte sich nun als doppelter Retter der Psychoanalyse (unter Hitler wie vor Schultz-Hencke) wähnen; und Wilhelm Reichs Ausschluß aus der DPG/IPV, mit dem die Kollaboration begonnen hatte, ließ sich nun als eine durch den >verrückten< Reich ausgelöste Vereinsquerele deuten oder – besser noch – ganz vergessen. So hätte es bleiben können – wenn 1983 nicht ein Unberufener den Burgfrieden jäh gestört hätte. Helmut Dahmer, damals noch leitender Redakteur der Psyche, hatte Müller-Braunschweigs Reichswart-Artikel in der von Wilhelm Reich herausgegebenen Emigrantenzeitschrift wiedergefunden, in der Reich dieses Dokument der Kollaboration für das Gedächtnis der Nachwelt aufbewahrt hatte. Dahmer re-publizierte und kommentierte den Reichswart-Artikel in der Psyche – und löste damit einen Sturm der Entrüstung aus.

In einem »Offenen Brief« des Hamburger Psychoanalytikers Ehebald wurde Dahmer als »Simon Wiesenthal der Psychoanalyse« bezeichnet. Zwischen den Zeilen war eine Drohung zu lesen: Es sei »[...] hoch bedauerlich [...], daß Sie zu den Mitherausgebern der Psyche gehören!« Im Brief eines zweiten prominenten Analytikers (Sven Olaf Hoffmann) hieß es dann schon etwas deutlicher: »Lieber Herr Dahmer, möglicherweise unterschätzen Sie das Unbehagen an der Psyche, das weite Kreise ihrer Leserschaft erfaßt hat [...]« (Zitate: Redaktion ... 1984). Stefan Broser (1984) verstand, was gemeint war, als er in der Frankfurter Rundschau schrieb: »Da soll ein Mitherausgeber der Psyche [...] als >fachfremder Außenseiter< exkommuniziert werden.« Die Prognose bestätigte sich. Beim 34. Internationalen Psychoanalytischen Kongreß, der 1985 in Hamburg stattfand, führte Janine Chasseguet-Smirgel, die damalige Vizepräsidentin der IPV aus, in der Psyche seien »70 % der Artikel soziopolitisch, wie der Chefredakteur, marxistischer Soziologe, weder Analytiker noch analysiert, freimütig bekennt« (Chasseguet-Smirgel 1987, S. 98). Dahmer protestierte gegen die Unterstellung und wies sie als »unwahr« und »geschäftsschädigend« zurück (1987, S. 1151). Doch das Geschäft ging weiter.

Und Dahmer verlor seinen Posten, nachdem einige Jahre später ein Streit unter den Psyche-Herausgebern deren weitere Zusammenarbeit unmöglich gemacht hatte. Jetzt entschied der Psyche-Verleger – und der entschied sich, wenig überraschend, gegen Dahmer. Auf dieses Ereignis spielte die Formulierung im Vorwort der ersten Auflage unseres Buches an, Helmut Dahmer habe »infolge« der von ihm in der psychoanalytischen Fachzeitschrift Psyche ausgelösten Kontroverse um die Geschichte der Psychoanalyse in Hitler-Deutschland Anfang der neunziger Jahre seinen Posten als leitender Redakteur verloren. Hans-Martin Lohmann – »Hauptbeteiligter, Anlaß und Nutznießer des Konflikts unter den damaligen Psyche-Herausgebern« (Dahmer, persönliche Mitteilung an Bernd Nitzschke 1997) – nahm an dieser Formulierung heftig Anstoß. Es sei »eine völlig unbewiesene Behauptung [...], Dahmer habe eben wegen oder ›infolge‹ seines politischen Engagements seinen Job als leitender Redakteur verloren« (Lohmann 1998, S. 194). Wir hatten offenbar mißverständlich, weil zu kurz formuliert. Wir hätten besser und ausführlicher schreiben sollen: Die Re-Publikation und Kommentierung des Reichswart-Artikels Müller-Braunschweigs durch Dahmer war das erste Ereignis in einer Reihe von Ereignissen, zu denen als letztes Dahmers Abberufung als leitender Redakteur der Psyche hinzutrat, woraufhin Lohmann den freigewordenen Posten dankbar übernahm (den er nach einem neuerlichen Streit mit vormals Verbündeten wieder aufgab).

Die Zeit ging also weiter. Und mit ihr kam der Sommer 2001. Da fand der 42. Internationale Psychoanalytische Kongreß in Nizza statt. Und damit kehrte eine alte Geschichte – mag sie nun in Luzern 1934, in Zürich 1949 oder in Amsterdam 1951 begonnen haben – in die Gegenwart zurück. Die in Nizza versammelten IPV-Mitglieder mußten abermals entscheiden, ob die DPG Zweigvereinigung der IPV sein sollte (oder nicht). Vorausgegangen waren jahrelange Verhandlungen zwischen den Vertretern beider Gesellschaften, in deren Verlauf zwei Fragen eine besondere Rolle spielten: Welchen Status sollte die DPG als Gruppe in der IPV erhalten (man entschied sich vorerst für Provisional Society of Council)? Und welche Bedingungen sollten DPG-Psychoanalytiker individuell erfüllen, die schon jetzt IPV-Mitglieder werden wollten? Für den Nachweis der Befähigung, ein rechter IPV-Psychoanalytiker zu sein, stand an erster Stelle eine vom Aufnahmekandidaten durchgeführte 4-stündige psychoanalytische Behandlung, deren Vorstellung von einem IPV-Gremium zu akzeptieren ist. Kollegialer Meinungsaustausch oder Prüfung – egal, offenbar war man der Überzeugung, das Freudsche Erbe ließe sich am besten erhalten (oder verwalten?), wenn man an einem >unverzichtbaren< behandlungstechnischen Kriterium festhielt. Doch die Geschichte von Austritt und Ausschluß, >Modernisierung< und Spaltung (vgl. Handlbauer 2001) läßt sich durch Verschiebung und Reduktion auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner nicht bewältigen.

Das wußten auch die an den Verhandlungen Beteiligten. So hatte es im DPG-Mitgliederrundschreiben Nr. 47 vom 3. Februar 1999 beispielsweise geheißen, bei den Gesprächen seien »insbesondere die Geschichte der Psychoanalyse in Deutschland und speziell auch die historische Bedeutung der DPG zu berücksichtigen« (so der damalige DPG-Vorsitzende Jürgen Körner 1999, S. 2). Und zu Beginn der Wiederannäherungsgespräche zwischen der DPG und der DPV (als IPV-Zweigvereinigung vor Ort) war man sogar schon zu der »Einsicht« gelangt, »daß die beiden Fachgesellschaften nicht nur vor der Aufgabe stehen, die gemeinsame Vergangenheit und die Spaltung der Psychoanalyse im Nachkriegsdeutschland zu verarbeiten [...]« (Körner 1997, S. 2). Nicht nur – aber auch ... Sollte diese »Einsicht« auch zur Einsichtnahme in den historischen Prozeß geführt haben, der mit Wilhelm Reichs Ausschluß aus der DPG/IPV begonnen und mit der Selbstzerstörung der Psychoanalyse unter Hitler geendet hatte?

Die Besinnung auf die gemeinsame Geschichte hatte in den Gesprächen zwischen der DPG und der IPV, aber auch in der abschließenden Diskussion von Nizza letztendlich keine große Rolle gespielt. Das hatte offenbar Folgen – und ein Mißverständnis zur Folge. Als der 2001 neu gewählte DPG-Vorsitzende Franz Wellendorf ein DPG-Mitgliederrundschreiben abfaßte, in dem er die Diskussion von Nizza Revue passieren ließ, schrieb er: »Vor allem ein Beitrag von John Kafka (Washington) [...] gab der Diskussion eine entscheidende Wende. Er hob hervor, dass er emigrierter österreichischer Jude sei, und dass ihn deshalb die Geschichte der Psychoanalyse in Deutschland seit Jahren persönlich intensiv beschäftige. Er sei zu der Überzeugung gekommen, dass es jetzt an der Zeit sei, die historische Fehlentscheidung, die DPG 1949 nicht wieder in die IPA aufzunehmen, zu korrigieren, um damit die Psychoanalyse in Deutschland in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen. Mit seinem Votum, das viel Beifall erhielt, hatte Dr. Kafka eine bis dahin verschwiegene emotionale Ebene, die in der Diskussion über Verfahrensfragen eine verborgene Dynamik entfaltet hatte, auf eine sehr persönliche Weise angesprochen. In der Folge kam es zu keinen ernsthaften Einwänden mehr gegen eine Aufnahme der DPG in die IPA als Provisional Society of Council« (Wellendorf 2001, S. 2). Verschweigen als Bürde und Hürde – das leuchtet ein. Doch sollte Kafka in Nizza auch gesagt haben, es sei eine »historische Fehlentscheidung« gewesen, die DPG 1949 nicht mehr in die IPA aufzunehmen? Das leuchtet nicht ein. Denn ein solches Statement hätte der überlieferten Vereinshistorie widersprochen, die Freudsche Psychoanalyse sei (durch Jones, Müller-Braunschweig und andere) erst einmal unter Hitler und dann, nach 1945, noch einmal – diesmal vor Schultz-Hencke – >gerettet< worden. Wir fragten deshalb bei Kafka an, inwieweit er seinen Diskussionsbeitrag von Nizza so verstanden wissen wollte, wie er im DPG-Mitgliederschreiben durch Wellendorf wiedergegeben worden war, und erhielten die Antwort: »Was ich meinte ist, dass man es nicht verschweigen sollte, dass die jetzige Diskussion von der jetzigen Entscheidung durch die Geschichte des Holocaust schwer belastet ist. Das muss anerkannt und ausgesprochen werden. Nur dann kann die Mitgliederschaft im business meeting (der IPA - K. F./B. N.) eine positive Entscheidung treffen, die meiner Meinung nach die Weiterentwicklung der Psychoanalyse in Deutschland unterstützen würde« (eMail von John Kafka vom 25. 9. 2001 an Bernd Nitzschke). In einem ergänzenden Schreiben präzisierte John Kafka: daß er sich in seinem Redebeitrag von Nizza nicht auf die Entscheidung von 1949 bezogen habe; und daß er deshalb auch nicht von einer historischen Fehlentscheidung habe sprechen können. Er habe aufgrund unserer Anfrage das Mißverständnis zwischenzeitlich im Einvernehmen mit Wellendorf klären können (eMail von John Kafka vom 17. 12. 2001 an Bernd Nitzschke); das Mißverständnis ist inzwischen auch von Wellendorf als solches kenntlich gemacht worden (DPG-Mitgliederrundschreiben Nr. 62).

Jene, die sich 1949 in Zürich und 1951 in Amsterdam gegen die DPG entschieden, hatten ihrem Selbstverständnis nach keine >historische Fehlentscheidung< getroffen. Im Gegenteil: aus ihrer Sicht hatten sie eine historisch notwendige Entscheidung getroffen, um die Freudsche Psychoanalyse ein zweites Mal, diesmal vor Schultz-Hencke, zu >retten<. Daß sie damit eine Kette historischer Fehlentscheidungen verdeckten, die mit dem doppeldeutigen Versuch der >Rettung< der Psychoanalyse vor Hitler und vor Wilhelm Reich begonnen hatte, steht auf einem anderen Blatt. Doch auch dieses Blatt hätte man wenden können – wenn man es denn gewollt hätte: Just zu Beginn der Wiederannäherungsgespräche zwischen der DPG und der IPV hatte nämlich der >Zufall< – der »Offene Brief« eines Nicht-Analytikers – Gelegenheit geboten, sich noch einmal mit der Geschichte auseinander zu setzen. In diesem »Offenen Brief« war die Frage gestellt worden, ob der Ausschluß Reichs aus der DPG/IPV »anläßlich des 100-jährigen Geburtstages von Wilhelm Reich« (Petzold 1996, S. 490) rückgängig gemacht werden könne. Die Vertreter einer Wissenschaft, die den therapeutischen Nutzen des Erinnerns und Durcharbeitens kennen, hüllten sich jedoch in Schweigen. »Mein ›Offener Brief‹ an alle großen psychoanalytischen Vereinigungen und Fachzeitschriften [...] mit der Bitte um Abdruck und der Forderung, den Ausschluß von Reich [...] zurückzunehmen, blieb (von einer Empfangsbestätigung des ›Forums Psychoanalyse‹ abgesehen) ohne Reaktion« (Petzold 1998, S. 128).

Ganz so schweigsam blieb man allerdings nicht, wenigstens nicht in der DPG, auch wenn man verschwiegen blieb. Zwei vom Vorstand Beauftragte befaßten sich alsbald mit dem »Schreiben von Herrn Prof. Dr. H. G. Petzold an den Vorstand der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft vom 9. 1. 97« – so Günther Schmidt (1997), seines Zeichens Vorsitzender der DPG Arbeitsgemeinschaft Psychoanalyse und Kultur. Er nahm wie folgt Stellung: »Zusammenfassend kann gesagt werden, daß mit dem Ausschluß Reich formal [!] Unrecht geschehen ist. Dieses Unrecht ist nicht wiedergutzumachen [...] Weder durch Zustimmung oder Unterstützung der Petition von Prof. Petzold kann das Geschehene [...] rückgängig gemacht werden. Von daher soll dem DPG-Vorstand vorgeschlagen werden, die geäußerte Idee einer Petition an die Internationale Psychoanalytische Vereinigung nicht zu unterstützen. Geschehens Unrecht ist nicht mehr korrigierbar.« Die zweite Beauftragte, Frau Rosemarie Eckes-Lapp (1997), beschrieb ebenso zutreffend wie der erste, was der Fall war, und folgerte ebenso konsequent wie der erste, was in jedem Fall zu unterlassen wäre: »Der Ausschluß Wilhelm Reichs zum damaligen Zeitpunkt, 1933/34, [...] war politisch motiviert und ist, was seine psychoanalytische Kompetenz zum damaligen Zeitpunkt betrifft, zu Unrecht erfolgt.« Aber: »Eine heutige Bezeichnung W. Reichs als Psychoanalytiker und eine posthume Wiederaufnahme ist wegen seiner späteren theoretischen Entwicklung nicht möglich. Das würde seinen vielfältigen Ideen und Aktivitäten nicht entsprechen und auch dem psychoanalytischen Profil der heutigen DPG nicht entsprechen.« So ist das: Unrecht ist nicht wieder gut zu machen.

Geschichte wiederholt sich nicht. Und sie wiederholt sich doch. So hoffen wir, daß die Neuausgabe des Buches zum >Fall< Reich auch weiterhin befruchtend zur kontroversen Diskussion um die Geschichte der Psychoanalyse vor, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus beitragen wird. Wir danken allen Autoren, die ihre Aufsätze für die vorliegende Neuausgabe des Buches inhaltlich und stilistisch noch einmal durchgesehen haben – und erinnern insbesondere an unseren Mit-Autor und Mit-Streiter Johannes Cremerius, der im Alter von 83 Jahren am 15. März 2002 (kurz vor Drucklegung des vorliegenden Bandes) gestorben ist. Als Mitarbeiter der Psychosomatischen Ambulanz der Münchner Internistischen Universitätsklinik begann er 1950 mit dem Aufbau einer Beratungsstelle für KZ-Opfer. Als Sympathisant der 68er Studentenbewegung wurde er - gemeinsam mit Horst-Eberhard Richter - an der Universität Giessen zum Fürsprecher einer politisch aufgeklärten Psychoanalyse . Und als Direktor der Freiburger Psychosomatischen Universitätsklinik setzte er sein Eintreten für eine von orthodoxen Verkrustungen befreite Psychoanalyse fort.

Innsbruck – Düsseldorf im Januar 2002

Karl Fallend – Bernd Nitzschke

 

Literatur

Andreas-Salomé, L./A. Freud (2001), »… als käme ich heim zu Vater und Schwester«. Briefwechsel 1919–1937 (hg. von D. A. Rothe/I. Weber), Göttingen: Wallstein.

Brecht, K. et al. (Hg.) (1985), »Hier geht das Leben auf eine sehr merkwürdige Weise weiter...« Zur Geschichte der Psychoanalyse in Deutschland, Hamburg: Kellner.

Broser, S. (1984), »Analytischer Aschermittwoch. Kontroverse um die Psychoanalyse unter den Nazis«, in: Frankfurter Rundschau vom 3. 11. 1984.

Buchholtz, A. (1936), »Aufruf an alle internationalen Analytiker!« (zit. n. Faksimile, in: K. Brecht et al. [Hg.], »Hier geht...«, S. 111).

Chasseguet-Smirgel, J. (1987), »Überlegungen zum Hamburger Kongreß«, in: Jahrbuch der Psychoanalyse 20, S. 89–113.

Cocks, G. (1985), Psychotherapy in the Third Reich: The Göring Institute, New York: Oxford University Press. Überarbeitete Neuauflage, New Brunswick: Transaction Publishers 1997.

Cocks, G. (2001), »The Devil and the Details: Psychoanalysis in the Third Reich«, in: The Psychoanalytic Review 88, S. 225–244.

Dahmer, H. (1983), »Kapitulation vor der ›Weltanschauung‹. Zu einem Aufsatz von Carl Müller-Braunschweig aus dem Herbst 1933«, in: Psyche 37, S. 1116–1135.

Dahmer, H. (1987), »Offener Brief an Frau Dr. Janine Casseguet-Smirgel (Paris)«, in: Psyche 41, S. 1149–1151.

Dahmer, H. (1998), »Psychoanalytische Vereinsgeschichte, ›anders‹ erzählt. Zu einer ›Kritik‹ von Michael Schröter«, in: Werkblatt. Zeitschrift für Psychoanalyse und Gesellschaftskritik Nr. 40, 1998, S. 106–123.

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